Quaggamuschel am Bodensee – eine Plage, die kein Ende kennt

Neue Eindrücke aus der BR-Sendung „quer“

Seit einigen Jahren breitet sich im Bodensee ein unscheinbarer, aber äußerst zerstörerischer Eindringling aus: die Quaggamuschel. Was zunächst nur Fachleuten auffiel, hat sich inzwischen zu einem ernsthaften Problem entwickelt – mit Folgen für Natur, Wirtschaft und alle, die den See nutzen. Der Bayerische Rundfunk hat diesem Thema in seiner Sendung „quer“ einen aktuellen Beitrag gewidmet, der eindrucksvoll zeigt, wie tiefgreifend diese Muschel den Bodensee verändert – und warum entschlossenes Handeln wichtiger denn je ist.

Aug. 15, 2025
daniel_logo Daniel Altiparmak

Wer in den letzten Jahren am Bodensee unterwegs war, hat vielleicht schon Bekanntschaft mit ihr gemacht – meist ungewollt: Die Quaggamuschel. Winzig klein, unscheinbar und doch eine der größten Bedrohungen für das Ökosystem des Sees. Seit ihrer Entdeckung 2016 breitet sie sich unaufhaltsam aus, verdrängt einheimische Arten und sorgt für Probleme, die Fischer, Wasserversorger und Badegäste gleichermaßen betreffen.

Wir haben bereits in einem früheren Beitrag über diese invasive Muschelart berichtet. Nun hat die Sendung „quer“ des Bayerischen Rundfunks das Thema erneut aufgegriffen – mit Bildern, die einem deutlich machen, wie groß die Herausforderung inzwischen geworden ist

Fischer am Limit

Der BR hat den Berufsfischer Paul Lachenmeir begleitet. Früher brachte er Netze mit 100 Kilogramm Fang nach Hause – heute hängen daran tonnenschwere, mit Muscheln verkrustete Gewirke. Nicht nur, dass die Quaggamuscheln Netze zerstören und in die Hände schneiden, sie verdrängen auch die Fische selbst: Das Plankton, die wichtigste Nahrungsquelle vieler Arten, filtern sie unermüdlich aus dem Wasser.

Gefahr fürs Trinkwasser

Auch abseits der Fischerei sorgt die Muschel für massive Probleme. Das Wasserwerk am Sipplinger Berg, das Millionen Menschen bis nach Stuttgart mit Trinkwasser versorgt, kämpft mit verstopften Filtern, verklebten Mikrosieben und Rohrleitungen, die regelmäßig gereinigt werden müssen. Selbst in 60 Metern Tiefe, an den Ansaugtürmen, setzen sich die Muscheln fest. Die Kosten für Wartung und Sanierung steigen – und könnten sich langfristig auch in den Wasserpreisen niederschlagen.

Ein Blick in die Zukunft

Was uns am Bodensee bevorstehen könnte, zeigt ein Blick über den Atlantik: Am Lake Michigan in den USA machen Quaggamuscheln bereits über 90 Prozent der Biomasse aus. Das bedeutet, dass fast alle anderen Lebewesen – vom kleinsten Krebstier bis zum großen Raubfisch – verdrängt wurden. Noch gibt es keine Methode, diese Muscheln wieder loszuwerden. Selbst muschelfressende Fische wie das Rotauge helfen nur begrenzt – und werden ihrerseits von Kormoranen dezimiert.

Was wir tun können

Auch wenn es keine Wundermittel gibt, so gibt es doch eine wirksame Waffe: Vorsicht und Sorgfalt. Wer am Bodensee badet, angelt oder Boot fährt, sollte unbedingt alles, was ins Wasser gelangt ist, gründlich reinigen und mindestens vier Tage trocknen lassen – vom Badeanzug über das Handtuch bis hin zur Angelrute oder dem Kajak. Schon kleinste Feuchtigkeit kann Larven in ein anderes Gewässer tragen.

Die Quaggamuschel ist nicht einfach „nur eine Muschel“. Sie ist ein stiller, aber äußerst effizienter Eroberer, der uns zeigt, wie verletzlich unsere Seen sind. Die Bilder und Stimmen aus dem BR-Beitrag machen deutlich:

Es liegt an uns allen, ob sich diese Plage noch weiter ausbreitet – oder ob wir zumindest das Tempo verlangsamen können.

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